Die SprachHeilbronner Tage wurden mit einer hochkarätig besetzten Referentenliste und sehr praxisorientierten Themen angekündigt - so wunderte es nicht, dass sich am Freitagvormittag rund 200 Besucher in der Turnhalle der Gebrüder-Grimm-Schule einfanden und damit nahezu alle Sitzplätze besetzt waren.
Das Team der Gebrüder-Grimm-Schule und ihre Rektorin, Birgit Traub sorgten mit großer Umsicht für eine freundliche und reibungslose Organisation. Eine kleine Schülergruppe hielt die Anreisenden mit Speisen und Getränken bei Laune, einige Lehrmittelverlage stellten Materialien aus, so dass die kurzen Pausen, sofern sie nicht mit Gesprächen gefüllt wurden, auch dazu dienten, die eigene Schule oder Praxis gut zu versorgen. Abends konnte man sich dann in geselliger Runde in einer Heilbronner Besenwirtschaft bewirten lassen.
Der erste Vortrag von Univ. Prof. Dr. Motsch zum „Wortschatzsammler im Schulalter“ zeigte anschaulich, wie in einem kindgemäß gestalteten Setting auch noch im Schulalter die Einstellung zu neuen, unbekannten Wörtern positiv besetzt werden kann. Damit erhalten Kinder mit großen Defiziten in ihrem aktuellen Wortschatz über neu zu erlernende Strategien die Möglichkeit, ihren Wortschatzerwerb wieder anzukurbeln, ohne dass dieser Erwerbsprozess auf nur exemplarische Wortfelder beschränkt bleibt. Signifikante Erfolge dieser Intervention ließen sich auch im Schulalter empirisch nachweisen
Einem ähnlichen Thema widmete sich Dr. Schönauer-Schneider, bei der das oftmals ungesicherte Hörverstehen von Kindern mit SSES im Vordergrund stand. Die beiden Schritte: 1. "Merke, dass du etwas nicht verstehst" und 2. "Frage nach" wurden methodisch aufbereitet und in Einzel- Kleingruppen und Klassensettings anschaulich demonstriert.
Im Beitrag von Dr. Berg ging es dann nach der Mittagspause um die Unterstützung des Grammatikerwerbs durch die Nutzung eines kontextoptimierten Settings mit der Hilfe von mehreren zauberhaften Bilderbüchern, die nicht nur Kinder mit Sprachbehinderungen begeisterten.
Zum guten Schluss dieses intensiven und reichhaltigen Fortbildungstages referierte Dr. Sallat über die Wirkung einer spezieller Musiktherapie in Kleingruppen auf Sprache. Obwohl er zunächst die Erwartungen des Publikums deutlich dämpfte wurde schließlich doch klar, dass durch ein musiktherapeutisches melodisches oder rhythmisches Training entscheidende Parameter für den Spracherwerb signifikant verbessert werden können, wie z.B. der auditive Speicher, der mit sprachtherapeutischen Mitteln nur sehr schwer erweiterbar ist.
Zwei weitere Highlights erwarteten das Auditorium am Samstagvormittag, wo zunächst Prof.'in Dr. Ritterfeld von einem erfolgreichen Projekt ihrer Arbeitsgruppe an der Universität Dortmund berichtete. Mit dem eigens erstellten mitreißenden Hörspiel "Die Wetterschacht-Detektive" (http://wetterschacht-detektive.de) wurden Schülerinnen und Schüler einer dritten und vierten Grundschulklasse mit hohem sprachlichen Förderbedarf stark in ihrer Sprachverwendung angeregt und gefördert. Ob sich dies auch bei Schülerinnen und Schülern mit diagnostizierten Sprachbehinderungen ähnlich auswirkt, bleibt im Moment noch unbeantwortet, lässt aber hoffen.
Schließlich überzeugte Dr. Sandrieser mit ihren Ausführungen zum Thema Stottern durch hohes Fachwissen, empirische Kenntnisse, Beratungskompetenz und Empathiefähigkeit, die sie auch in ihren Videosequenzen von Behandlungssituationen beeindruckend demonstrierte. Dass Stottern behindern kann, ist sicher. Dass es nicht behindern muss, war nach ihrem Vortrag klar. Bleibt zu wünschen, dass die Sendung mit der Maus dieses Thema tatsächlich für eine spannende Folge entdeckt und damit ein breites Publikum erreicht.
Nach diesen SprachHeilbronner Tagen war klar: Die Sprachheilpädagogik verfügt über viel versprechende Methoden und kluge Köpfe. Hier im Ländle wird sie lebendig, neugierig und wissenschaftlich fundiert umgesetzt, solange die Bedingungen dafür gewährleistet sind.